Kirche ist immer dann Kirche, „wenn sie für andere da ist“. So schrieb Dietrich Bonhoeffer 1944 aus dem Gefängnis in Berlin-Tegel.
Hintergrund dieser These Bonhoeffers ist sein Verständnis von der Kirche als dem Ort, an dem Jesus Christus ganz da ist und handelt. Und Jesus war – das wissen wir aus den vielen Geschichten, in denen er Menschen heilte, sattmachte und tröstete – stets ‚für andere da‘. Er war (und ist) Gottes Wort, das mitten in der Welt wohnt(e) – so, wie du und ich in dieser Welt wohnen und wirken. Deshalb heißt es auch im Johannes-Evangelium:
„Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ (Johannes 1,14)
Dafür gibt es nur einen Grund: Gott sehnte sich nach den Menschen und der Welt. Er wollte ihnen ganz nahe und ‚für sie da sein‘. Ein Akt reiner und vollkommener Liebe!
Unsere Aufgabe als Christen ist es nun, das zu bezeugen – mit Wort und Tat DA SEIN für alle, die dies brauchen. Die Kirche darf sich deshalb als „Körper Christi“ nicht nur auf sich selbst besinnen, sondern muss wachen Auges durch diese Welt gehen und schauen, wo sie gebraucht wird.
Ich schreibe dies heute aus drei Gründen: Zunächst sind wir in der Advents- und Weihnachtszeit. Da feiern wir den „heruntergekommenen“ Gott, der ein kleines Kind wurde, weil er sich nicht zu schade war, das Leben mit uns Menschen zu teilen. Zweitens war das Jahr 2020, das nun endet, ein ‚Bonhoeffer-Jahr‘ – vor 75 Jahren wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg hingerichtet. Und schließlich wurde es drittens mir persönlich als Pfarrer in den letzten Jahren immer stärker ein Anliegen, dass Kirche sich nicht verzagt hinter ihren Mauern zurückzieht, sondern Interesse hat an den Menschen unter denen sie lebt und wirkt. Mir war es wichtig, dass die Türen unserer Kirchgebäude offen waren und dass wir in die Häuser derer gehen, die Trost und Hilfe brauchen. Freilich: Mit Sicherheit ist das nicht nur gelungen; und doch glaube ich, dass unsere evangelische Kirche im Vorderhunsrück etwas einbringt in die Gesellschaft – die Botschaft von einem Gott, der Interesse an allen hat und der jedem Hoffnung schenken will, auch wenn das Leben noch so finster scheint.
Viele Menschen stehen dafür ein, die sich gerne in unserer Gemeinde engagieren.
Deshalb gehe ich, da ich die Gemeinde nun mit meiner Familie verlasse, mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Weinend, weil ich diese vielen hoffnungsfrohen und engagierten Menschen vermissen werde. Und lachend, weil ich weiß: Mit der Sache Jesu geht es fröhlich und mutig weiter – im Vorderhunsrück und anderswo.
In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich und wünsche Ihnen besinnliche Advents- und Weihnachtstage
Ihr Pfarrer Markus Risch