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Durian Sukegawa: Kirschblüten und rote Bohnen

Wie wir auch immer das neue Jahr begonnen haben, mit Sicherheit schwingen Sorgen mit. Seit der Corona-Pandemie vermehrte Sorgen um die eigene Gesundheit und die Gesundheit unserer Lieben. Und zuletzt Sorgen auch um den Frieden an Europas Grenzen. Und dann kommen noch die trüben und dunklen Tage dazu und es will einfach nicht Frühling werden. In dieser Stimmungslage tut es nach meiner Erfahrung immer gut, sich mit einem Buch zurückzuziehen. Sich ein bisschen der Realität entziehen, ohne ihr zu entfliehen. Einfach mal auf Pause drücken und neue Kraft tanken. Hierzu eignet sich, meiner Meinung nach, ein ganz wundervolles Buch. Die Handlung spielt in Japan und erscheint wenig spektakulär. Zentrum des Geschehens ist Doraharu, ein kleiner Laden, ein Imbiss. Dort ist Sentaro angestellt, den man als gescheiterte Persönlichkeit bezeichnen könnte. Sein Traum Schriftsteller zu werden blieb unerfüllt, er geriet auf die schiefe Bahn und infolgedessen ist er sogar vorbestraft. Er trinkt auch zu viel. Im Imbiss, in dem er alleine arbeitet, verkauft er Dorayaki, traditionelle Pfannkuchen, die mit einem süßen Mus aus roten Bohnen gefüllt sind. Er stellt diese Pfannkuchen selber her, d.h. er stellt sie aus Fertigprodukten geringer Qualität zusammen. Das Doraharu hat keinen Ruhetag und so bestreicht er tagein und tagaus, lustlos, der gleichbleibenden Arbeit überdrüssig, die Pfannkuchen und verkauft sie.

Sein Leben bekommt eine Wendung, als eine alte Frau namens Tokue den Laden betritt. Sie bewirbt sich um eine ausgeschriebene Stelle im Laden. Dabei stößt sie bei Sentaro zunächst auf Ablehnung, obwohl sie für die Hälfte des ausgeschriebenen Lohnes arbeiten will. Er hält sie mit ihren 76 Jahren für zu alt, um im Imbiss zu arbeiten. Die alte Frau hatte ihm schließlich, um ihn zu überzeugen,von ihrer selbst gekochten Bohnenpaste zu probieren gegeben und der Geschmack überzeugt ihn sofort. Kein Vergleich mit der fertigen Paste aus dem Eimer! Vielleicht könnte er mit der besseren Bohnenpaste auch seinen Umsatz steigern und seine Lebenssituation verbessern. Im Verlauf der Geschichte tritt eine weitere Person in das Leben Sentaros und der alten Tokue, ein junges Mädchen namens Wakana. Sie kommt aus schwierigen Verhältnissen und wird Stammkundin im Imbiss. Schließlich schließt sie Freundschaft mit Sentaro und Tokue. Nun will ich aber nicht zu viel verraten. Die Welt, so werden wir bei der Lektüre des Buches erfahren, meint es nicht gut mit den dreien. Aber im Roman wird die Geschichte einer besonderen Freundschaft erzählt. So kann die Lektüre einen Beitrag leisten, uns im Glauben an die kleinen (wesentlichen) Dinge des Lebens zu bestärken. Vielleicht schafft es die Sonne dann doch noch, durch die grauen Schleier zu uns durchzudringen.

In diesem Sinne eine besinnliche und gute Zeit und viel Freude beim Lesen!

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