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Interview mit Pfarrer Markus Risch anlässlich seines Wechsels ins Superintendenten-Amt

Pfarrer Markus Risch tritt im Dezember 2020 sein Amt als Superintendent im Kirchenkreis Simmern-Trabach an. In einem abschließenden Interview mit Sarah Gottlieb erläutert er, wie er die Evangelische Kirchengemeinde Emmelshausen-Pfalzfeld im Laufe seiner zehnjährigen Amtszeit erlebt hat und was ihn bewogen hat, sich für die Stelle des Superintendenten zu bewerben.

Unsere Gemeinde – Persönlich

Sarah Gottlieb im Gespräch mit Pfarrer Markus Risch

SG: Hallo Markus!

MR: Hallo Sarah!

SG: Wir sitzen gerade im Wohnzimmer der Evangelischen Kirche in Emmelshausen. Vor zehn haben Sie die Räumlichkeiten zum ersten Mal gesehen. Welche Gedanken hatten Sie, als Sie zum ersten Mal unsere Gemeinde, unsere Kirche, das Pfarrhaus sahen?

MR: Also zum ersten Mal habe ich die Kirche sogar schon drei Jahre früher gesehen, weil ich damals schon hier in der Gemeinde tätig war. Aber es stimmt, vor genau zehn Jahren habe ich die Stelle angetreten und sind auch kurz danach ins Pfarrhaus eingezogen, was damals gerade renoviert war.
Und da muss ich schon sagen, dass ich davon beeindruckt war. Nicht nur von dem neu renovierten Pfarrhaus, sondern auch von der Kirche, die ja vor allem mit dem Kirchraum und den schönen Fensterbildern von Graham Jones eine schöne, warme Kirche ist, die etwas ausstrahlt.

SG: Wie hat sich die Gemeinde im Laufe Ihrer Amtszeit verändert? Mit besonderem Augenmerk auf Covid-19.

MR: Also, ich würde erst einmal mit der Veränderung generell anfangen: Ich merke sehr deutlich – insbesondere in Buchholz – dass es ein ungeheuer starkes Engagement gibt, das – wie man mir auch sagt – deutlich stärker ist, wobei das auch schon vor meinem Dienstantritt losging. Das liegt also mit Sicherheit nicht nur an mir. Das liegt einfach daran, dass dort ungeheuer viele Menschen aktiv sind, die wiederum andere Menschen in die Gemeinde hineinziehen.
Der Gottesdienstbesuch ist in den letzten Jahren aber nochmal deutlich gestiegen in Buchholz. Das gefällt mir sehr gut. Auch Emmelshausen hat sich verändert. Hier fällt mir vor allem auf, dass wir inzwischen viel stärker in unseren Räumlichkeiten von jungen Familien besucht werden. Das hängt natürlich auch mit den Angeboten zusammen, die wir machen. Aber das sind so einzelne Punkte, wo sich hier schon was verändert hat.

Und dann hast du gefragt, wie sich die Gemeinde seit Corona verändert hat: Also ich denke, dass sinnfälligste, was mir dabei einfällt, ist, dass wir verstärkt natürlich auch digital unterwegs sind. Dass wir schon ganz früh während des Lockdowns schnell die Online Impulse gesendet haben, dass wir auch sonst ganz viel über soziale Netzwerke wie Facebook und Homepage machen und versuchen, die Menschen zu erreichen. Ich denke, dass ist auch ein wichtiger Weg in der Zukunft, um Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Es ist natürlich nicht der einzige Weg und es darf auch nicht der einzige Weg werden. Gemeinde ist in meinen Augen immer auch leibhaftige Gemeinschaft. Aber die Digitalangebote können das sehr gut ergänzen und ich hoffe, dass wir da weiter gehen.

SG: Das Publikum in Gottesdiensten ist ja zum Großteil schon älter. In den 10 Jahren Ihrer Amtszeit werden viele davon bereits verstorben sein. Wie „wirbt“ man neue Mitglieder/Gläubige?

MR: Ja, das ist natürlich nicht so einfach. Die Leute entscheiden selbst, ob sie die Kirche besuchen oder nicht und ob sie die Angebote wahrnehmen. Das ist tatsächlich in den letzten Jahren in der gesamten Evangelischen Kirche und, ich sag mal bei allen christlichen Kirchen in Deutschland, deutlich schwieriger geworden. Sonntagsgottesdienste werden tendenziell eher von älteren Menschen besucht, wobei ich durchaus immer wieder fröhlich verwundert darüber bin, dass hier auch wie gesagt junge Familien den Weg in die Kirche finden.
Wie kann man neue Gemeindeglieder gewinnen? Also ich denke, es liegt auch an den Angeboten, die man macht. Sprechen diese speziell auch zum Beispiel junge Familien oder auch Jugendliche an? Das ist schon ein entscheidender Punkt. Gibt es zum Beispiel Jugendgottesdienste? Oder wird gerade etwas für junge Familien geboten? Mit den Krabbelangeboten, den Krabbelgottesdiensten und den Eltern-Kind-Gruppen, bieten wir ja glaube ich was, dass neuen Zielgruppen hilft, auch den Weg hierher zu finden.

SG: Welche Entscheidungen, die Sie in Ihrer Amtszeit getroffen haben, bereuen Sie? Und warum?

MR: Ja, natürlich, wenn man zehn Jahre in der Gemeinde ist, macht man auch manches, wo man hinterher sagt: „Hätte ich besser anders gemacht!“. Also eine Sache – das war ganz am Anfang als ich eingestiegen bin in meine erste Pfarrstelle. Man ist begeistert, man will viel machen. Ich glaube, in viele Angebote, die es in der Gemeinde gab, da bin ich einfach reingesprungen und habe weitergemacht ohne vielleicht vorher hinzuschauen, ob es Sinn macht, ein solches Angebot vorzuhalten. Oder sollte man nicht überlegen – weil nicht so viele Menschen dieses Angebot abrufen – macht es vielleicht Sinn, sich etwas Neues auszudenken? Ich glaube, da war ich am Anfang doch sehr stark darauf ausgelegt, möglichst viel zu erhalten. Vielleicht hätte man da einfach auch mal länger hinsehen müssen.

SG: Auf welche Ziele, die Sie in der Gemeinde erreicht haben, sind Sie besonders stolz? Und warum?

MR: Am meisten Stolz bin ich auf eine Sache – wobei ich auch da glaube, dass das nicht allein an mir liegt, das ist wirklich Teamarbeit … ich bin ganz stolz darauf, dass wir ungeheuer viele Ehrenamtliche hier haben. Die Gemeinde ist ja immer eine Gemeinschaft der vielen unterschiedlichen Begabungen. Schon der Apostel Paulus sagt das. Und da haben wir ungeheuer viele Menschen mit unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten, die sich gerne für die Gemeinde einsetzen. Das geht los mit unserem Lektorendienst, Kindergottesdienste, Besuchsdienst. Aber auch die Menschen, die Gemeindefeste organisieren oder mal ein Kaffeetrinken organisieren, die, die sich um die Bausachen kümmern … das finde ich ganz toll, dass wir so viele unterschiedliche Begabungen haben, die sich bereitwillig und ohne sich lange überreden zu lassen, einbringen. Das finde ich ganz, ganz klasse. Oder auch Menschen, die sich um digitale Angebote kümmern, das finde ich wirklich total super.
Ich bin aber noch auf etwas anderes stolz, nämlich, dass wir als Gemeinde auch über den Tellerrand gucken. Also, dass wir zum Beispiel unsere Räumlichkeiten, besonders in Emmelshausen, aber auch in den anderen Gemeindehäusern für junge Familien geöffnet haben und für Gruppen von außen. Ich glaube, dass wir so auch neue Zielgruppen erreichen können, die vielleicht nicht den Weg in die Kirche finden.

SG: Was hat Sie dazu bewogen, die Gemeinde zu verlassen?

MR: Naja also, ich gehe nicht deshalb, weil ich unbedingt aus dieser Gemeinde wegwill. Ich kann mir im Moment eigentlich keine andere Gemeinde vorstellen, in der ich arbeiten wollte. Mir macht mein Dienst hier Freude. Aber die Stelle eines Superintendenten, die hat mich einfach gereizt und ich mache auch schon ganz viel bei uns auf kreiskirchlicher Ebene und auch auf landeskirchlicher Ebene, und ich möchte einfach der Kirche auch helfen, für die Zukunft zu bauen, und mich da einbringen. Und deshalb hat mich diese Stelle als Superintendent im Kirchenkreis Simmern-Trabach die hat mich einfach ungeheuer gereizt, und wir haben dann in der Familie überlegt und haben gesagt: „Gut, Ich versuch, das mal, und wenn es das wird, dann soll es eben so sein.“ Und dann muss ich natürlich diese Gemeinde verlassen. Dessen war ich mir bewusst. Ich gehe mit Freude, was die neue Aufgabe angeht, aber es geht durchaus auch mit Wehmut, weil ich natürlich auch ganz viele mir liebgewordene Menschen und Dinge verlassen muss.

SG: Was geben Sie dem neuen Stelleninhaber und der Gemeinde mit auf den Weg?

MR: Bleibt beieinander. Akzeptiert Euch, so wie ihr seid. Mit Euren Stärken und auch Euren Schwächen, die jeder Einzelne hat. Bleibt eine Familie. Das ist etwas, was mir immer aufgefallen ist, die Gemeinde Emmelshausen-Pfalzfeld, die ist wie eine große Familie. Da gibt es auch mal Knatsch. Das ist so. Das darf man auch nicht unter Teppich kehren. Also das sollte man auch nicht. Ich find es auch gut, wenn man auch Konflikte aushält und sie auch austrägt, aber immer in dem Bewusstsein, wir sind alle Geschwister, und wir gehören alle zusammen. Wenn ihr das weitermacht, dann denke ich, findet der neue Pfarrer oder die neue Pfarrerin hier eine ganz tolle Gemeinde vor.

SG: Vielen Dank für das Interview.

MR: Danke Dir, Sarah für die Fragen.

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