Transskript der Predigt
Sonntag, den 25. Oktober 2020
Markus 2, 23-28
Kanzelgruß:
„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus“ (1. Kor. 1,3)
Liebe Gemeinde,
Beinahe romantisch beginnt die Geschichte, die wir eben gehört haben. Jesus geht durch Getreidefelder. Ich male mir die Szenerie aus und stelle mir vor, es ist kurz vor der Erntezeit. Die Ähren stehen prächtig da und wiegen sich im Wind. Und Jesus mittendrin. Und er ist nicht allein. Seine Gefolgsleute sind dabei. Männer und wahrscheinlich auch Frauen, die mit ihm unterwegs sind. Menschen, die mit ihm alles Teilen und von ihm lernen. Und sie raufen Ähren aus. Urplötzlich wird diese Idylle gestört. Denn seine Gefolgsleute haben etwas getan, was Missfallen erregt hat. Scheinbar war es wohl ungeheuerlich, was sie da taten. Zumindest in den Augen einiger kritischer Beobachter. Wären wir nicht Ohrenzeuge gewesen, wir würden uns über ihr Tun nicht allzu sehr wundern. Denn was ist schon dabei, Ähren auszuraufen?
Aber in den Augen damaliger führender religiöser Vertreter tun Jesu Nachfolger Unrecht. Sie raufen Ähren. Die Szenerie spielt sich und das erfahren wir gleich zu Anfang, an einem Sabbat ab. Und das ist wichtig zu wissen. Denn dass die Jünger Ähren ausraufen, das kommt der Ernte gleich. Und ernteähnliche Arbeit ist nach jüdischem Feiertagsgebot am Sabbat verboten.
Dies ist dann Anlass für das darauf folgende Streitgespräch zwischen Jesus und den Pharisäern.
Interessanterweise suchen die Pharisäer aber nicht die Auseinandersetzung mit den Jüngern, sondern mit Jesus. Sie stellen seine Autorität als Rabbiner, als Lehrer dieser Truppe in Frage. Jesus wird zur Verantwortung für das Verhalten seiner Gefolgschaft gezogen. Unterschwellig wird ihm vorgehalten, dass er seine Leute nicht im Griff hat. Denn am Sabbat gibt es eine Menge an Geboten, die es einzuhalten gilt und es gibt eine Menge Leute, die auf ihre Einhaltung achten und die Übertreter ächten.
Im Verlauf des Streitgesprächs erfahren wir aber noch ein wichtiges Detail. Die Jünger raufen Ähren nicht aus purer Langeweile oder einem Spieltrieb heraus, sie raufen Ähren, um ihren Hunger zu stillen.
Jesus setzt daher der Kritik der Gebotswächter etwas entgegen, was für ihn über das Sabbatgebot hinausgeht.
Der Hunger der Jünger berechtigt diese in seinen Augen das Sabbatgebot zu brechen. Daher maßregelt Jesus sie nicht, sondern stärkt ihnen vielmehr den Rücken. Er nimmt für sie Partei ein. Gleichzeitig verstärkt er seine in Frage gestellte Autorität und führt seine Kritiker vor. Denn er macht deutlich, dass seine Jünger mit diesem Verhalten sich in einer nicht unbedeutenden Gesellschaft befinden und mit solchem Verhalten gar nicht so alleine stehen.
Seine Jünger brechen das Sabbatgebot ja nicht einfach so. Sie haben Hunger.
Jesus kontert daher mit einer Geschichte aus dem ersten Buch Samuel um das Verhalten seiner Jünger zu rechtfertigen und tritt damit als weiser, schriftkundiger Lehrer auf. Damit behauptet er zum einen seine Autorität gegenüber den Pharisäern und verdeutlicht später auch seine Legitimation, mit der er die Befugnis hat, Sabbatübertretungen zu entschuldigen. Das heißt, er gibt auch seinen Jüngern nicht per se einen Freibrief für die Übertretungen, aber macht deutlich, er hat die Befugnis, die Maßstäbe zu setzen.
So rechtfertigt er das Verhalten seiner Jünger mit einer Überlieferung über das Verhalten Davids. Er verweist damit auf eine auch von den Pharisäern geachtete religiöse Persönlichkeit. David hatte ebenfalls ein kultisches Gebot übertreten. Als es für ihn und seine Leute nichts zu essen gab, bediente er sich und seine Leute an sogenannten Schaubroten, die zu essen nur den Priestern vorbehalten waren. Es wird deutlich, dass Jesus einem Streitgespräch mit den
Pharisäern locker gewachsen ist. Und lässt es nicht zu, dass sie ihn öffentlich und vor Gefolgschaft ins Unrecht setzen. Auch macht er damit seinen Kritikern klar, dass er sehr wohl das Verhalten seiner Jünger richtig zu werten weiß.
Wenn wir es Jesus gleichtun und nach den Wurzeln und damit in die jüdische Bibel schauen, erkennen wir, dass das Sabbatgebot aus der Fürsorge Gottes für sich und den Menschen resultiert. Im Buch Exodus (31, 12ff) heißt es: (17 b)…denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht, am siebten Tag aber ruhte er und schöpfte Atem. So übersetzt in der Zürcher Bibel.
Liebe Gemeinde. Ich glaube aus den heute zitierten biblischen Texten können wir etwas für uns entnehmen. Ich sehe z. B. hier den Bezug zu uns und unserem Umgang mit dem Feiertagsgebot. In unseren modernen Gesellschaften, in denen die Kirchen maßgeblich an Autorität aber auch an Vertrauen eingebüßt haben, fühlen sich auch immer weniger Menschen solch einem Gebot gegenüber verpflichtet.
Erkennen wir das Sabbatgebot nämlich als eine von Gottes Fürsorge getragene Weisung, dann erscheint dieses harsche Gebot in einem anderen Licht.
Nach alttestamentlicher Überlieferung sollten dessen Übertretungen sogar mit dem Tode geahndet werden.
Aber schauen wir doch zunächst nach dem Sinn des Gebotes und schauen weniger auf damit verbundene Drohungen.
Was bedeutet es denn, wenn einem Ruhe befohlen wird? Doch eigentlich etwas Gutes. Wenn ich mich selbst nicht traue Feierabend zumachen, weil der Schreibtisch im Büro noch voll von Aufträgen und der PC noch voller ungelesener Emails ist und dann der Chef sagt, jetzt aber Schluss für heute. Dann kann ich doch eigentlich nur froh sein.
Und ich gehe noch einen Schritt weiter. Wie nutzen wir unseren Sabbat, unseren Sonntag?
Nutzen wir unseren Sonntag als den Tag an dem wir Atem schöpfen. Ich finde dieses Wort wunderbar. Ach könnten wir uns doch darauf einlassen und wenigstens an einem Tag der Woche Atem schöpfen. Uns selbst Gelegenheit geben, Atem zu schöpfen. Und damit auch der Natur, der Schöpfung Gelegenheit geben, Atem zu schöpfen.
Eins ist meiner Meinung nach sicher.
Gott hat das „Atem schöpfen“ für uns Menschen vorgesehen.
Aber allzu oft sind wir außer Atem.
Allerdings sollten wir nicht wie die Pharisäer im heutigen Predigttext dieses Ruhegebot wie eine leere Hülle vor uns hertragen. Wir sollten es mit Leben füllen.
Natürlich braucht es Menschen die auch Sonntags ihren Dienst tun. Aber dann müssen andere Ruhezeiten her. Die Festlegung auf einen Tag für alle hat natürlich den Charme das dann wirklich in der Hauptsache Ruhe einkehrt. Weniger Verkehr. Weniger laut und mehr leise.
Das die Übertretung des Ruhegebots zum Tode führt ist doch auch eine nicht zu unterschätzende Folge unseres rasanten, ruhelosen Lebens. Aus dieser Perspektive erscheint die alttestamentliche Drohung eher wie eine Warnung vor den uns selbst zuzuschreibenden Folgen der Missachtung des Gebots.
Noch einmal zurück zum Predigttext.
Darin heißt es schließlich:
„Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen, nicht der Mensch um des Sabbat willen“.
In seiner Auseinandersetzung mit den religiösen Wächtern räumt Jesus damit auf, dass der Sabbat nur um des Sabbats willen gehalten werden soll.
Und Jesu verstärkt seine Autorität in dieser Angelegenheit noch mit folgender Aussage: „Der Menschensohn ist Herr auch über den Sabbat.“
Will meiner Meinung nach heißen, an ihm scheidet sich, ob ein Gebot sinnvoll zitiert vorgetragen oder nur um des Gebots willen sinnentleert eingefordert wird.
Und da kommen wir zurück auf den Wochenspruch für den heutigen Sonntag.
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ Micha 6, 8
Erinnern wir die Geschichte (Mk 3, 1-6) als Jesus einen Menschen am Sabbat heilt.
Er sprach zu den Pharisäern: „Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes tun oder Böses tun, Leben retten oder töten? Sie aber (die Pharisäer) schwiegen still.“ In der Folge wurde beraten, wie man ihm am besten los werden könnte.
„Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“
.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
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