Andacht zu Buß- und Bettag 2020 – „Staub“ (1.Mose 3,19)

Du jettest durch die Welt, eroberst Länder und Kontinente …
„Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.“

Schnelles Auto, großes Haus, I-Phone 11 …
„Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.“

Erfolg im Job, tolle Work-Life-Balance, die Kinder sind gut in der Schule
„Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.“

Es ist schon eine große Kränkung, die Gott hier dem „Menschen“ gegenüber zum Ausdruck bringt, liebe Gemeinde. Sind wir nicht erfolgsverwöhnt, sind immer obenauf, kennen keine Grenzen? Was machbar ist, machen wir… Wir meinen, wir könnten uns alles kaufen, alles genießen, alles auskosten. In dieser Erwartungshaltung, ja, Hoffnung, bleiben wir – bis es anders kommt. Bis wir an unsere Grenzen stoßen. Wenn wir krank werden, wenn jemand Liebes stirbt, wir uns an der Börse verspekulieren, unsere Arbeit verlieren, die Kinder scheitern.

„Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.“ Sagt Gott. Eine Kränkung. Eine weise Erkenntnis. Keine Strafe Gottes. Nein. Bestrafen tun wir uns mit dieser Erkenntnis nur selbst.

Zur Strafe für den Menschen wird dieser Satz nur, weil er seine eigenen Grenzen nicht kennt. Der Mensch bestraft sich hier selbst! Weil er den wahren Sinn des Menschseins übersieht: nicht höher, weiter, schneller… sondern Staub sind wir, aus Erde gemacht – von Gott geliebt – und zu Erde gehen wir wieder zurück. Irgendwann. Später oder früher.

„Memento mori“, sagten die Alten. „Bedenke das Sterben“ als zentrale Lebensweisheit. Wer von den eigenen Grenzen weiß, kann das Leben mehr genießen. Er weiß, dass es Geschenk ist… und dass jede Sekunde Geschenk ist.

Einen Schritt zurücktreten vielleicht… das könnte eine Lösung sein. Das Leben verlangsamen. Ein gute Wort mehr zu denen, die wir lieben. Es könnte stets das letzte sein. Liebe üben und Liebe erfahren statt dem schnellen Glück nachjagen… Ja! Und dabei merken: Selbst in der Kränkung steckt eine ungeheure Verheißung: „Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.“ Gott hat uns aus diesem Staub geformt. Und er kennt auch eine Zukunft für uns, wenn wir wieder zu diesem Staub werden. „Ewigkeit ist in unser Herz gelegt.“ (nach Pred 3,11)

Amen.

Datum: 20.11.2019 (Buß- und Bettag)
Prediger: Pfarrer Markus Risch