Gerade an zwei Abenden konnten wir uns nach dem letzten Lockdown und den Sommerferien in Emmelshausen treffen und nun sind wir wieder da angekommen, wo wir nicht mehr hinwollten.
Und das fällt uns in der dunklen Jahreszeit schwerer als im aufbrechenden Frühling und Sommer. Da hat uns die Helligkeit durch den Tag begleitet und jetzt müssen wir diese zunehmende Dunkelheit aushalten.
Die jüdisch schwedisch-deutsche Schriftstellerin Nelly Sachs sagte einmal: „Wer im Dunkeln sitzt, zündet sich einen Traum an“. Ich finde diese Worte sehr schön, weil sie von einer tiefen Hoffnung getragen sind. Denn sich aus dem Dunkeln herauszudenken, das vermag noch lange nicht jede und jeder.
Im Psalm 18, Vers 29 heißt es:
„Der Herr, mein Gott, macht meine Finsternis licht.“
Dies ist ein wunderbares Trostwort in dieser dunklen Jahreszeit. Denn es ist ja weniger die zunehmende Dunkelheit draussen, die uns zu schaffen macht. Es ist ja mehr die Dunkelheit die in uns selbst ist und uns das alltägliche Leben verdunkelt.
Diese Dunkelheit kann verschiedene Ursachen haben. Es kann die Trauer über den Verlust eines lieben Angehörigen sein, oder über die eigene Erkrankung oder die eines Menschen, der uns nahesteht. Oder andere Einschnitte lassen es in uns dunkel werden. Menschen, die sich von uns abwenden, weil wir nicht in ihr Schema passen. Anforderungen in Familie und Beruf, die wir schwerlich immer erfüllen können und uns das Licht nehmen.
Und wenn man dann hinausschaut, und es da auch zunehmend dunkel wird, was soll uns da noch aufhellen?
Der Herr, mein Gott, macht meine Finsternis licht.
Gott sieht uns und kennt uns. Er weiß wie es uns geht und wie es um uns steht. Er kennt unsere Ängste und Befürchtungen und bietet uns sein Licht an.
In der Geschichte von der Heilung eines Blinden fragte Jesus diesen zunächst: „was soll ich für dich tun“? Der antwortete ihm: „dass ich sehend werde“. Und Jesus sprach zu ihm: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen“. Und der Blinde wurde sehend und folgte ihm nach.
Im ersten Moment fragt man sich, was denn die Frage von Jesus soll. Was erhofft sich ein Blinder wohl von Jesus? Natürlich Heilung. Aber Jesus macht klar. Er kann mehr als die Sehkraft heilen. Er heilt den Menschen ganz. Viele Mediziner sprechen heute von der ganzheitlichen Heilung. Sie wissen, dass es nicht reicht nur die Symptome einer Erkrankung, oder das eine oder andere Zipperlein zu bekämpfen. Der ganze Mensch muss angeschaut werden. Dann kann man die Ursachen erkennen, die zu den Leiden führen und daran arbeiten, diese zu bekämpfen.
Der Blinde wird ganzheitlich geheilt. Denn er wird über das Augenlicht hinaus sehend. Er sieht mehr. Er sieht Jesus und erkennt, das er eine Medizin bereithält, die ihn ganz gesund machen kann. Und so sieht er viel mehr als das, was vor Augen ist. Und deshalb folgt er ihm nach. Nachfolge verstehe ich hier als persönliche Entscheidung an dem dranzubleiben, was wirklich hilft und heilt.
Ich wünsche euch liebe Geschwister das ein oder andere Licht am Horizont. In dieser Zeit der Pandemie aber auch sonst in euren alltäglichen inneren und äusseren Dunkelheiten. Und wenn es gelingt dann dieses Licht auch an andere weiterzutragen, dann ist die Dunkelheit schnell besiegt.
Wenn es euch gefällt, dann denkt an Nelly Sachs und ihre Worte. Sie musste aus Deutschland fliehen und unter harten Bedingungen in Schweden versuchen Fuß zu fassen.
Sie sass mit Sicherheit mehr als einmal im Dunkeln. Aber sie hatte Hoffnung.
Und die wünsche ich euch und mir auch.
Bleibt gesund und behütet und macht euch ab und zu mal ein Licht an
Eure Marina Knieling
NB: Der Impuls kann gerne an Interessierte weitergegeben werden.