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Gedanken zur Passionszeit

Gebrochen – Jesus hängt am Kreuz als gebrochener Mensch. Wir können es an diesem Kruzifix sehen.

Jesus hängt am Kreuz als im Inneren gebrochener Mensch: Verraten von einem Freund, verlassen von den Seinen, ausgeliefert, angeklagt und verurteilt von seinen eigenen Landsleuten. Jesus hängt am Kreuz als gebrochener Mensch, auch äußerlich wahrnehmbar: Geschlagen, bespuckt, verletzt an Händen, Füßen, auf dem Kopf die Dornenkrone.

Jesus ist gebrochen.

Und auch wir haben wahrscheinlich alle in unserem Leben an irgendeiner Stelle einen Bruch, eine Verletzung, eine Wunde erfahren. Da sind vielleicht Brüche aus der Kindheit: Beinbrüche oder Brüche am Arm. Brüche durch verlorenes Vertrauen.

Da sind vielleicht Brüche aus der Jugendzeit: ein gebrochenes Herz. Brüche nach Umzügen. Freundschaften, die aus unterschiedlichen Gründen in die Brüche gegangen sind.

Da sind vielleicht Brüche aus anderen Zeiten: Brüche, die durch verletzende Worte oder Streitigkeiten entstanden sind. Brüche durch einen Menschen, den ich verloren habe. Brüche durch einen verlorenen Job, Brüche, die durch unerfüllte oder verpasste Wünsche und Lebensträume entstanden sind. Manche dieser Brüche mögen verheilt sein. Von ihnen ist nichts mehr zu sehen. Bei manchen sind nur noch Narben zu erahnen. Aber andere Brüche liegen ganz offen und sind erkennbar, andere wiederum sitzen tief im Verborgenen, vielleicht gut versteckt.

Manche dieser Brüche haben wir selbst herbeigeführt, weil wir sie als notwendig erachtet haben oder keine andere Lösung sahen. Andere Brüche wurden uns zugefügt. Sie kamen aus dem nichts, hinterrücks, plötzlich.

Gebrochen – Gott ist gebrochen. Und auch wir tragen Narben. In der Passionszeit denken wir besonders daran.

Und wir denken daran: Gott hat seinen Sohn zu uns gesandt. Gott wurde Mensch, zerbrechlich und sterblich. Gott hat sich entschieden: Ich bin kein Gott draußen vor der Welt. Ich halte mich nicht raus. Ich bleibe nicht vor den Türen der Welt, hinter denen all die Menschen mit ihren Brüchen und Verletzungen sind. Ich gehe hinein in die Welt.

An meinem Sohn Jesus Christus soll das zu sehen sein, an seinem Leben, an dem, was er von mir erzählen wird. Daran, wie er das volle Leben lebt: Die guten Seiten, mit den ganzen Festen und Feiern, Begegnungen, aber auch wie er bei den Armen, den Kranken, den Kindern ist.

Ich gehe aber noch einen Schritt weiter: Denn ich, Gott, lasse Jesus, einen Teil von mir, bis in das Dunkel des Todes gehen. Ich werde sein, wie ihr es seid: ein Gebrochener.

Ich gehe diesen Schritt, damit keiner mehr alleine ist und Angst haben muss vor den Schmerzen und den Brüchen.

Mit Karfreitag wissen wir, wo Gott ist: Bei den Gebrochenen.

Mit Jesus, dem Gebrochenen sagt uns Gott: Ich stehe Dir bei. Ich weiß, was du durchmachst oder erfahren hast. Brüche im Leben sind unendlich schmerzhaft, unerwartet, brutal. Aber du gehst nicht allein, egal, was du durchmachst. Ich bin an deiner Seite – für immer.

 

 

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