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Leseecke: Das Neue Testament – jüdisch erklärt

Diesmal möchte ich Ihnen und euch ein ganz besonderes Buch ans Herz legen. Ein Buch, das es bisher nur in Englisch gab und das zu meinen neuen zeitlosen Schätzen in meinem Bücherschrank gehört. Es ist ein vollständig von jüdischen Gelehrten kommentiertes Neue Testament in der revidierten Fassung von 2017 der Übersetzung nach Martin Luther.

Wir Christen vergessen manchmal oder wollten es in der Vergangenheit auch mitunter nicht wahrhaben oder verdrängten es, dass unsere christlichen Wurzeln im Judentum begründet sind. Jesus war selbst Jude. Biblisch belegt wurde er als Rabbiner bezeichnet. Seine Verweise auf die jüdische Bibel, die Thora, auf die Propheten, sind ebenfalls biblisch belegt.

Aber nicht nur Jesus, auch Paulus, die Apostel, Jesu Mutter, sie alle wuchsen im jüdischen Glauben auf. Die Ursprünge des Christentums stehen daher unwiderruflich im Kontext zum Judentum.

So kann es gelingen, mit diesem Kommentar einen neuen, authentischen Blick auf die Schriften des Neuen Testaments zu erhalten und es in seinem jüdischen Kontext wahrzunehmen. Dies kann dabei helfen, die Schriften in ihren religiösen und historischen Zusammenhang besser einzuordnen und dadurch auch besser zu verstehen. Manche Widersprüche lassen sich auch dadurch aufklären. Denn wir sehen natürlicherweise manches nur aus unserer heutigen Sicht und mitunter auch nur mit einem Halbwissen über damalige Zusammenhänge, Lebensweisen und religiösen Bräuche. Dieser Kommentar kann zu einem seriöseren Blick verhelfen. Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass es mitunter Angst macht, sich mit dem historischen Kontext des Neuen Testaments zu beschäftigen, und Befürchtungen bestehen, ein Zuviel an historischem Wissen könnte dem Glauben an die Botschaft des Neuen Testamentes einen Abbruch tun.

Dazu kann ich immer wieder aus eigener Erfahrung nur sagen, dass es ungemein bereichert, wenn bisher verschlüsselte Botschaften oder nicht einleuchtende Aussagen, plötzlich in einem neuen Licht erscheinen.
So kann uns dieser Kommentar zum Staunen bringen. Und das Staunen über biblische Schriften und neue Erkenntnisse, das ist doch etwas Wunderbares. Lassen wir uns das Staunen nicht nehmen!

Zum Aufbau des Buches sei gesagt, dass es Einführungen zu den Schriften des Neuen Testaments gibt. So werden Aussagen zu Verfassern, der Entstehungszeit und dem Hintergrund und auch zu den Schwerpunkten vorgenommen. Schließlich gibt es Erläuterungen zu den Textpassagen. Landkarten geben die damalige Geografie wieder. Im letzten Drittel des Buches finden sich Essays zu wissenschaftlichen Ansichten. Z.B. erhält man, um nur eine kleine Auswahl zu nennen, Einblick in jüdisches Familienleben, zu Ehe und Ehescheidung, zu Geschlechterrollen und Strömungen innerhalb des Judentums in neutestamentlicher Zeit usw.

Ich gebe zu, das Buch ist nicht ganz billig, obwohl das Erscheinen auchdurch unsere rheinische Landeskirche unterstützt wurde. Aber es kommt ja Weihnachten. Und ich denke, dieses Buch ist ein Buch, das man nie ausgelesen hat. In das man immer wieder hineinschaut. Ob alleine bei der Bibellese oder bei der Vorbereitung einer Andacht. Ein Buch für „Profis“ und „Laien“, wenn man die Unterscheidung überhaupt machen sollte.

Viel Freude und eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!

Das Neue Testament – jüdisch erklärt
Deutsche Bibelgesellschaft
ISBN 978-3-438-03384-0 53,– Euro

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