„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht,
sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
(2. Timotheus 1,7)
Liebe Leserinnen und Leser,
im Januar wählten wir dieses Wort als Taufspruch für unsere jüngste Tochter aus. Da war uns noch nicht klar, wie wichtig diese Worte für uns und unser Zusammenleben werden könnten. Ja, wenn ich jetzt so auf die vergangenen drei Monate zurückschaue, kann ich ganz getrost sagen: Dieser Satz aus dem 2. Timotheusbrief ist vielleicht der wichtigste Satz, den wir als Kirche unserer Gesellschaft im Augenblick zusprechen können. Er ist ein echtes Geschenk Gottes an uns alle!
Gott hat uns einen Geist gegeben, der Furcht nehmen möchte: Gott ist mit uns.Sein Geist möchte uns innere Ruhe schenken, gerade auch dann, wenn die Stürme draußen toben, wenn eine große Pandemie unter uns Angst und Schrecken verbreitet. Und diese innere Ruhe und Gelassenheit ist notwendig, wenn wir die augenblickliche Krise bewältigen wollen. Angst war bekanntlich noch nie ein guter Ratgeber!
Dieser Geist der Gelassenheit bewirkt schließlich auch einiges: So schenkt er uns „Kraft“, trotz der Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens weiterzumachen. Er schenkt uns „Liebe“, unseren Nächsten zu schützen, indem ich eigenverantwortlich Schutzmaßnahmen ergreife.
Er schenkt uns aber auch „Besonnenheit“ in unseren Alltagsentscheidungen – und hoffentlich ebenso in der großen Politik: Es muss – und darf! – stets abgewogen werden, wie groß der Nutzen oder auch der Schaden einer Entscheidung ist. Gottes Geist verheißt uns und vielen Politikern die dazu nötige Besonnenheit und den Mut, diese Entscheidungen freimütig zu treffen, auch wenn ihre Wirkungen vielleicht noch nicht zu 100% absehbar sind.
Vor ein paar Tagen war ich in Hamburg. Dort hängt der Taufspruch unserer Tochter auf großen Transparenten an praktisch jeder Kirche. Von einem solchen Transparent hat sich kürzlich die atheistische(!) Philosophin Thea Dorn, die sich vielfach dafür einsetzt, dass alte Menschen in der jetzigen Situation mit ihren Bedürfnissen nicht vergessen werden, inspirieren lassen: In einer Fernsehsendung sagte sie, dass dies „der klügste Satz“ gewesen wäre, den sie an diesem Tag gelesen hätte. Viele ließen sich von Furcht in diesen Tagen regieren; doch es sei gerade die Besonnenheit, die erst gute Entscheidungen ermögliche.
Und ich ergänze: Die uns auch in schweren Zeiten das Leben leichter macht!
Hier hat Kirche wirklich etwas anzubieten. Mit Besonnenheit, Mut und Gelassenheit kommen wir weiter – auch aus der Krise!
In diesem Sinne: Bleibt behütet!
Ihr und euer Pfarrer Markus Risch
Kommentare ( 3)
Bernhard Beck sagt:
03.11.2022 um 19:51Sehr geehrter Herr Pfarrer Markus Risch,
seit Wochen quält mich die Überlegung, was kann ich, als bislang gläubiger Christ (Katholik) meinem Urenkel zur Taufe mit auf den Weg geben. Eigentlich bin ich froh, daß er überhaupt (zwar „evangelisch“! – das sehe ich positiv!!) getauft werden soll, – wobei ein anderer Urenkel, es vielleicht mal selber entscheiden mag?? Leider ist eben auch in meiner Nachkommenschaft ein solches christliches Fest nur noch Anlass zum „Geschenkeeinheimsen“ verkommen ist. Vor diesem privaten Hintergrund werden sie verstehen, ich war mit meiner Frau bei o.a. Überlegung und wir fanden vor einigen Tagen im I-Net diesen Spruch, der uns auf Anhieb zusagte; auch wir Alten (ü80) dürfen ihn beherzigen. Nun wollte ich näheres zu Timotheus 2 recherchieren und traf auf ihren Beitrag! Danke , ich werde das Geschenk am Sonntag dem kleinen Constantin mit Gebet auf seinen Lebnsweg geben. In dankbarer Freude grüßt sie Bernhard Beck
Dr.R.Ohnesorge sagt:
17.06.2020 um 09:01Das ist die wichtigste Empfehlung for uns alle, aber besonders für die Verantwortlichen in dieser schweren Zeit.
Markus Risch sagt:
19.06.2020 um 17:52Vielen lieben Dank für die Rückmeldung! Beten wir für die Verantwortungsträger.
Bis bald – und bleibt behütet!